Wie kann das Leben jedes Menschen umfassend gut gelingen?
– Eine Frage des Gewissens
Katholischer Erwachsenenkatechismus: „Ziel der verantwortlichen Freiheitsentscheidung als Antwort auf den sittlichen Anspruch ist das umfassend gelingende Menschsein in der Gemeinschaft der Menschen und in der Gemeinschaft der Lebenswelt.“ (S. 25)
Gewissen im AT: Für das AT steht außer Zweifel, dass der Mensch zwischen Gut und Böse in Freiheit wählen kann. Der „Ort“ im Menschen wo dies geschieht ist das Gewissen. Das Gewissen ist grundgelegt im elementaren Gottesverhältnis des gläubigen Menschen. Im Gewissen, oft auch als Herz bezeichnet, treffen sich Intellektualität, Willen und Emotionen. Es ist der Ort an dem JHWH´s dem Menschen am nächsten kommt. Hier klingt unablässig Gottes Stimme mit dem Ruf: Tu das Gute, lass das Böse.
Paulus: „Wenn die Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur aus das tun, was im Gesetz gefordert ist, so ist für sie das Gesetz wirksam, obwohl sie das Gesetz nicht haben. Sie zeigen damit, dass ihnen die Forderung des Gesetzes ins Herz geschrieben ist, ihr Gewissen legt Zeugnis davon ab, ihre Gedanken klagen sich gegenseitig an und verteidigen sich.“ (Röm 2,14f)
Augustinus: Die vox conscientiae (Stimme des Gewissens) wird von Augustinus mit der vox dei (Stimme Gottes) gleichgesetzt. Die Stimme des Gewissens, die der Mensch vernimmt, indem er ganz in sich selbst eintaucht, ist die Stimme Gottes.
Thomas von Aquin: „Jede Entscheidung, die von der überzeugten Erkenntnis abweicht, gleichgültig ob diese richtig oder irrig ist, ist immer sittlich böse.“
2. Vatikanisches Konzil (Dignitaes Humane 2): „Diese Freiheit besteht darin, dass alle Menschen frei sein müssen von jedem Zwang, sowohl von Seiten Einzelner wie gesellschaftlicher Gruppen, wie jeglicher menschli-chen Gewalt, so dass in religiösen Dingen niemand gezwungen wird, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert wird, privat und öffentlich, also einzelner oder in Verbindung mit anderen innerhalb der gebüh-renden Grenzen – nach seinem Gewissen zu handeln. ...“
2. Vatikanisches Konzil (Gaudium et spes, 16): Im Innern seines Gewissens entdeckt der Mensch ein Gesetz, das er sich nicht selbst gibt, sondern dem er gehorchen muss und dessen Stimme ihn immer zur Liebe und zum Tun des Guten und zur Unterlassung des Bösen anruft und, wo nötig, in den Ohren des Herzens tönt: Tu dies, meide jenes. … Das Gewissen ist die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist. Im Gewissen erkennt man in wunderbarer Weise jenes Gesetz, das in der Liebe zu Gott und dem Nächsten seine Erfüllung hat. Durch die Treue zum Ge-wissen sind die Christen mit den übrigen Menschen verbunden im Suchen nach der Wahrheit und zur wahrheitsgemäßen Lösung all der vielen moralischen Probleme, die im Leben der Einzelnen wie im gesellschaftlichen Zusammenleben entstehen. … Nicht selten jedoch geschieht es, dass das Gewissen aus unüberwindlicher Unkenntnis irrt, ohne dass es dadurch seine Würde verliert.