Wir sind alle kleine Sünderlein

 

?Wir sind alle kleine Sünderlein?.  `S war immer so, `s war immer so. Der Herrgott wird es uns bestimmt verzeihen.? So singt Willy Millowitsch in einem Karnevalslied 1971. Man mag sich entspannt zurücklehnen und ein wenig mit wippen, wenn er in seiner charmant jovialen Art davon singt, dass der Herrgott die vielen  wiederkehrenden kleinen Sünden des Alltags schon vergeben wird.

 


Dennoch- der Dreiklang Schuld-Beichte-Buße löst häufig äußerstes Unbehagen aus.  Für viele  ist der Umgang mit der Beichtpraxis mehr als belastet seit  der Kindheit. ?Zu meiner Schulzeit war zur Beichte gehen ein Horror?, berichtete ein Mann Jahrgang 1959. Moralische Kleinkrämerei, übertriebene Sündenangst und Zwang die Verfehlungen des Alltags, in einem dunklen Beichtstuhl, einem Angst einflößendem Mann zu gestehen, verdüsterte eine emanzipierte, erlösende, christliche Erziehung. Das Sakrament der Beichte bedeutete für viele Last statt Lust.

 


Dennoch oder vielleicht gerade deswegen, laden wir ü30er Sie heute ein, sich mit uns auf den Weg zu machen, das Sakrament der Beichte noch einmal zu hinterfragen und vielleicht sogar in einem neuen Licht zu sehen.

 

 

aus dem Beichtspiegel

 

Sprecher 1:

Beichtspiegel, die dabei helfen sollen, das Gewissen vor der Beichte zu erforschen, kennen die meisten von uns aus ihrer Kindheit. Aber natürlich gibt es auch heute noch Beichtspiegel in unterschiedlichen Versionen. Ein besonders anschauliches Exemplar ist die ?Praktische Beichthilfe für Erwachsene? aus dem Jahr 2004. Darin werden zu den zehn Geboten, den Kirchengeboten, den Hauptsünden und den Berufs- und Standespflichten insgesamt 366 Einzelfragen auf 40 Seiten formuliert. Hier einige Auszüge:


Sprecher 2:

Zu den Kirchengeboten:
Habe ich immer das Freitagsgebot gehalten?
Habe ich das Gebot der eucharistischen Nüchternheit befolgt?

Zu den Berufs- und Standespflichten:
Bemühe ich mich um Ordnung und Pünktlichkeit?


Sprecher 1:

Erstes Gebot: Du sollst keine fremden Götter neben mir haben.
Habe ich Reden gegen den Glauben, den Papst oder die Kirche geführt?


Sprecher 2:

Zweites Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.
Habe ich gottgeweihten Personen die gebührende Ehre bezeugt?
Habe ich im Reden über Bischöfe, Priester und Ordensleute gegen die Liebe und die ihrem Amt geschuldete Ehrfurcht gefehlt?


Sprecher 1:

Viertes Gebot: Du sollst Vater und Mutter ehren.
War ich gegen die geistliche oder weltliche Obrigkeit widerspenstig?


Sprecher 2:

Fünftes Gebot: Du sollst nicht töten.
Habe ich leichtfertig meiner Gesundheit geschadet durch künstliches Erbrechen?
Habe ich leichtfertig meiner Gesundheit geschadet durch unvernünftige und gefährliche Sportarten?
Habe ich leichtfertig meiner Gesundheit geschadet durch zu wenig Schlaf?

 

Sprecher 1:

Sechstes Gebot: Du sollst nicht Unkeuschheit treiben.
War ich unschamhaft durch gedankenloses Mitmachen schamloser Mode-, Bade- und Tanzunsitten?
Habe ich andere zu schlechten Gedanken verführt durch ungenügende, aufreizende oder zu enge Kleidung?

 

 

Der Herr verzeiht allen, die ihn lieben

 

Ich will den Herrn loben aus ganzem Herzen
für all das Gute, das er mir getan hat.
Er wird mir alle Schuld vergeben
und hat mich mit Vertrauen erfüllt.
Er hat mich vor dem Untergang gerettet
und mir immer wieder
seine Verzeihung geschenkt.
Mein Leben lang wurden mir seine Gaben zuteil,
er hat mir geholfen in aller Bedrängnis.
Dem Volk Israel hat er seine Wege gezeigt,
er half ihm und ließ es nicht allein.
Der Herr ist voll Erbarmen und voll Gnade,
voller Güte und Geduld mit uns Menschen.

 

Und wenn wir versagen, verzeiht er uns;
er wird uns seine Schuld nicht nachtragen.
Denn so hoch das All
über die Erde sich erhebt,
so groß seine Nachsicht
für alle, die ihn ehren.
So weit der Aufgang der Sonne
entfernt ist von ihrem Untergang,
so weit nimmt er die Schuld
hinweg aus unseren Herzen.
Wie ein guter Vater seinen Kindern verzeiht,
so verzeiht auch der Herr allen,
die ihn lieben.

 

(Nach Psalm 103)